Alleine bleiben leicht gemacht...

Für Hunde ist Alleinsein zunächst einmal ganz allgemein betrachtet unnatürlich, da sie es gewohnt sind, im Rudel zu leben. Für viele ist es daher nicht selten eine Katastrophe, von ihrem neuen Rudel „verlassen“ zu werden.

Jedoch ist genau das für uns Menschen häufig leider unumgänglich. Um das Alleinsein behutsam einzuführen, muss dieser Zustand trainiert werden, damit das Zusammenleben von Mensch und Hund nicht durch möglicherweise kompliziertes Fehlverhalten gestört wird.

In dieser Übungsphase lassen Sie Ihrem Hund Beschäftigungsmaterial da...

Welpen BeschäftigungWelpen werden es sogar als lebensbedrohlich empfinden, alleine zu bleiben. Denn gerade Welpen sind nie allein. Entweder werden sie von ihrer Mutter umsorgt, oder sie werden durch die Geschwister aufgefangen. Physisch wie psychisch ist daher davon auszugehen, dass der alleingelassene Welpe einer extremen Belastung, einem extremen Stress ausgesetzt ist, der eine wirkliche Qual für ihn bedeutet. Die Folgen davon sind körperlich und psychische Symptome. Diese reichen von allgemeiner Unruhe, winseln, kläffen, jaulen, mit den Pfoten scharren, hecheln, Hyperaktivität, Verunreinigung durch Urin oder Kot, bis hin zur Zerstörungswut. All dies ist ein Ventil zur Abreaktion der nicht zu ertragenen Stressbelastung. Man kann dies auch Hilfeschrei bezeichnen. Leider geben nicht wenige Hundehalter dem Hund fälschlich die Schuld dafür!!!

Bein „Alleinbleiben lernen“ geht es daher vor allem darum, dass der Hund nicht aus Angst um sein Leben in Panik gerät. Folgen von nicht richtig erlerntem Alleinsein können vor allem Trennungsängsten verbunden mit Fehlverhalten sein! Deshalb ist es wichtig, das Alleinsein in kleinen Schritten zu üben, sodass es erst gar nicht zu unerwünschtem Fehlverhalten kommt. Kleine Schritte dienen dazu, dem Welpen oder alternativ auch dem Erwachsenen Hund das notwendige vertrauen zu geben, dass Herrchen oder Frauchen auf jeden Fall wiederkommen wird.

Alleine bleiben – so geht’s!!!

Beginnen wir zunächst bei einem Welpen...In den ersten Tagen in seinem neuen Zuhause sollte der Welpe grundsätzlich nicht alleine gelassen werden. Er braucht unsere Nähe für seine Sicherheit. Geben Sie dem Welpen einige Tage Zeit, sich einzuleben und sich mit der Neuen Umgebung vertraut zu machen. Am besten Sie haben Urlaub genommen, damit ständig jemand da ist. Aber irgendwann kommt die Stunde der Wahrheit, und der Welpe muss doch alleine bleiben. Beginnen Sie also noch in der Zeit Ihrer ständigen Anwesenheit damit, hin und wieder einfach einmal den Raum zu verlassen. Lassen Sie jedoch dabei die Tür geöffnet. Je weniger Aufhebens Sie darum machen, wenn Sie sich entfernen, umso natürlicher findet auch der Hund die neue Situation. Dazu gehört, dass es weder eine große Abschiedszeremonie noch überschwängliche Wiedersehensfreude gibt. Es ist völlig normal, den Raum zu verlassen und ebenso normal, wieder zu kommen. Bleibt der Welpe gelassen und entspannt, kann mit dem Einüben des Alleinbleibens begonnen werden. Wenn nicht, warten Sie noch ein paar Tage und wiederholen dann – wenn Sie merken, dass Ihr Welpe im Haus zunehmend sicherer wird – nochmals den ersten Schritt.

Die ersten Übungen

Erste Übungen können auch das Einrichten von „Tabu-Zonen“ sein: Sie gehen beispielsweise alleine in die Küche, räumen dort die Spülmaschine aus und kommen kurze Zeit später wieder zurück. Der Hund darf vor der Tür warten, nicht aber mit in den Raum gehen und wird weder beim Betreten noch beim Verlassen der Küche beachtet. Und genauso kann man es auch mit allen anderen Zimmern zum Üben machen. Man betritt einen Raum ohne den Welpen, schließt die Türe hinter sich und kehrt maximal eine Minute später wieder zurück. Es ist dabei sinnvoll, dass der Welpe bei den ersten Übungen schon etwas müde ist und nicht in bester Spiellaune oder eben erst erwacht ist. Das Ziel ist es, dass es dem Welpen irgendwann zu blöd wird, noch länger hinter Ihnen herzulaufen. Der Welpe soll aus eigenem Antrieb heraus beschließen, Sie aus den Augen zu lassen, was einen sehr nachhaltigen Lernerfolg hat.

Der Faktor Zeit

Sobald die erste Stufe gut klappt, dass Ihr Welpe es anstandslos hinnimmt, wenn Sie ohne ihn den Raum wechseln, kommen die nächsten Schritte. Zum einen können die Zeitabstände nun langsam verlängert werden, um anderen kann man jetzt auch kurz das Haus verlassen. Sie können z. B. den Müll raus bringen – dadurch würden Sie in der Nähe des Hauses bleiben, sodass Sie hören, wenn der Welpe jault oder bellt. Wichtig ist: seien Sie selbst leise, damit Ihr Welpe Sie nicht hört, um Sie durch sein Jaulen oder Bellen zurück zu rufen. Bitte nicht von Draußen schimpfen!!! Das ist in diesem Fall vollkommen kontraproduktiv. Einem Welpen ist in dieser Situation ein schimpfender Mensch in der Regel deutlich lieber, als überhaupt kein Mensch! Macht der Welpe sich durch Laute bemerkbar, wartet man kurz- wird er ruhig, geht man ruhig ins Haus zurück. Auch hier erfolgt kein großartiges Loben oder Begrüßen. Kommen und Gehen ist völlig normal, kein Grund zur Aufregung,. Wird de Welpe auch nach ein paar Minuten jedoch nicht von selbst ruhig, geht man ebenfalls wieder ins Haus, jedoch OHNE den Hund zu beachten. In dem Fall muss man im Training wieder einen Schritt zurückgehen. In jedem Fall empfiehlt es sich, den Hund mitbekommen zu lassen, dass man den Raum oder das Haus verlässt. Schleicht man sich weg, z.B. Während der Welpe schläft, so kann er beim Erwachen ernsthaft in Panik geraten. Vor allem, wenn er das Alleinbleiben noch nicht kennt.

Jeder Hund ist anders

Da Welpen sehr unterschiedlich sind, kann auch die Übungszeit – wie bei der Hundeerziehung insgesamt – natürliche variieren. Nehmen Sie sich Zeit für die Übungen und muten Sie Ihrem Welpen nicht zu schnell längere Phasen zu, in denen er allein bleiben soll. Hat der Welpe Vertrauen in den Ablauf und somit verstanden, dass Sie auf jeden Fall wiederkommen werden, beginnen Sie langsam uns systematisch an der Dauer zu üben. In dieser Übungsphase lassen Sie Ihrem Hund Beschäftigungsmaterial da. Bewährt haben sich der gefüllte Kong, gefüllte Überraschungspäckchen, Kauartikel, Spielzeug usw. Achten Sie immer darauf, dass alles was Sie dem Hund zur Verfügung stellen „welpensicher“ ist!

Was auch sehr wichtig ist:

Selbst wenn der Hund das Alleinsein gut erlernt hat, sind und bleiben Hunde Rudeltiere. Daher sollten sie nicht den ganzen Tag allein gelassen werden!!! Hunde brauchen sozialen Kontakte. Auch zu ihren Menschen. Je jünger ein Hund ist, je schneller wird er sich langweilen und vielleicht aus diesem Grund „Unsinn“ machen. Aber auch ältere, geduldige Hunde leiden unter dem Sozialentzug, wenn sie zu lange allein bleiben müssen. Wenn man seinen Hund nicht mitnehmen kann oder zwischendurch keine Möglichkeit hat, mit ihm Gassi zu gehen, bitten Sie ein Familienmitglied, Freunde oder Bekannte um Hilfe oder suchen Sie für Ihren Hund unbedingt einen vertrauenswürdigen Hundesitter oder eine Hundestätte. Dies gibt es zunehmend in vielen Orten...oder man kann ein Inserat starten wo man Jemanden sucht...

 

Ein gut erzogener Hund wird nicht darauf bestehen, dass du deine Mahlzeit mit ihm teilst;

Er sorgt lediglich dafür, dass dein Gewissen so schlecht ist, dass  dir nicht´s mehr schmeckt.

                                                                                                                                    Helen Thomson